Dieses schöne Geschenk habe ich von meiner Frau erhalten: Es handelt sich um handschriftliche Notizen von Charles Haddon Spurgeon höchstpersönlich, und zwar zu einer Predigt, die er am 25. September 1881 im Metropolitan Tabernacle in London zur Apokalypse des Johannes (11,19) hielt. Gleich mehrere Einblicke gewährt dieses alte Papier. Zum einen: Der „prince of preachers“ nutzte bekanntlich keines der uns geläufigen Manuskripte, sondern sprach weitestgehend frei. So handelt es sich bei der abgebildeten Seite auch zu allererst um die – mit schwarzer Tinte – verfasste Mitschrift seines Stenografen. Diese Wiedergabe wurde in der Regel am Montagmorgen von dem englischen Baptistenprediger mit violetter Tinte ziemlich großzügig korrigiert und meistens auch veredelt. Alle allzu spontanen und missverständlichen Äußerungen entfielen daher.
Mithilfe dieser Angaben ging die Predigt später dann in Druck. Ein Vergleich mit der Ausgabe des Organs „The Metropolitan Tabernacle Pulpit“ ergibt eine korrekte Übereinstimmung zwischen korrigierter Nachschrift und späterer Veröffentlichung. Beispielhaft sei der letzte Absatz zitiert: „II. Secondly, I would have you oberserve THAT REVERENCE OBLITERATED. They were to say no more, ‘The ark oft he covenenant of the Lord.’ Yet that fact was to be a blessing. Observe that the words are not spoken as threatening but as a…”
Dieses und viele andere Blätter wurden vor ein paar Jahren vom Spurgeon’s College veräußert und werden heute zumeist von US-amerikanischen Antiquariaten angeboten. Sie sind ein schönes Beispiel für den immer wieder zu beobachtenden Umstand, dass die publizierte Form der Predigt besser nicht mit der ursprünglichen Version gleichzusetzen ist.